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Spitzkegeliger Kahlkopf

Glaube jedem, der die Wahrheit sucht.
Glaube keinem, der sagt, er hat sie gefunden.
(Kurt Tucholsky)

Empfänger: /USENET/DE.SOC.DROGEN (All)
Absender: "Gismo"
Betreff: Tripbericht: Kahlköpfe
Datum: Mo 28.09.98, 21:59 (erhalten: 29.09.98)

Die Pilzsaison hatte gerade begonnen, als ich mit meiner Freundin ins Grüne fuhr um Pilze zu suchen. Wir hatten ein riesengroßes Glück, das wir kaum fassen konnten: Auf einer Futterweide lagen zwei größere Erdhaufen rum, die anscheinend gut gedüngt waren. Darauf wuchsen sie: Spitzkegelige Kahlköpfe wie aus dem Buch. Wir schnitten sie vorsichtig ab und machten uns auf den Heimweg, da es draußen nur mit Shirt und ohne Verpflegung wohl doch etwas kalt geworden wäre. Dort putzten wir sorgfältig die Pilze und legten sie zum Trocknen auf mein Obstdörrgerät (Das Ding ist Gold wert, wenn man schnell was bei niedrigen Temperaturen trocknen muß.) Aus den anfänglichen 860 Gramm Pilzen wurden lächerliche 30 Gramm. Aber immerhin. Schnell wurde Wasser aufgesetz, da meine Freundin die Pilze nicht essen würde, wie sie sagte. Nach einigem hin und her entschieden wir schließlich, daß sich jeder selbst die Pilze dosieren solle. Nicole (Anm: Der Name meiner Freundin) wollte es mit 4 Gramm probieren, ich nahm ca. 6 Gramm. Die Pilze wurden gehackt und in den Tee befördert, wo sie 10-15 Minuten Zeit hatten, sich in der warmen Flüssigkeit zu entspannen und möglichst viele ihrer Inhaltsstoffe preiszugeben. Als Musik hatten wir diesmal ein Goa Tape ausgewählt, obwohl Nicole da nicht so drauf steht, ich versicherte ihr aber, daß die Musik "bunt" sei und absolut gut auf Pilzen käme. Zuerst wollte Nicole noch eine fette Tüte bauen, das Vorhaben scheiterte aber daran, daß sie extrem nervös war. Sie hatte erst einmal Pilze genossen und das war lange her. Also mußte mal wieder die Bong herhalten. Als wir schließlich jeder 2 Köpfchen (gaaanz kleine) geraucht hatten, tranken wir andächtig unseren Tee nach japanischer Zeremonienordnung (Der Tee wird brennheiß in winzigen Schlucken getrunken, wichtig dabei ist, daß man nur gute Gedanken hegt.) Nach 15 Minuten hatten wir den heißen Tee in uns hineingequält und bemerkten fast gleichzeitig erste Symtome der beabsichtigten Pilzvergiftung. Von jetzt an werde ich immer dazuschreiben, ob der Trip bei uns gleich verlief oder verschieden. Ich sah die Decke herumwabern und auf meinen Vorhängen zogen blasse rote und grüne Kreise ihre Bahnen. Nicole konnte auch so etwas beobachten, allerdings auf dem Boden. Zitat: "Siehst Du das? Siehst Du die Farben und Formen?" Ich sah sie. Und ich war unendlich glücklich, wenn mir auch etwas übel war. Kurze Zeit später schlugen die Pilze voll ein: Ich sah Dinge, die noch nie in meinem Zimmer gestanden haben, der Boden schien Wellen zu formen wie ein strahlend blaues Meer. Nicole erging es ähnlich: Sie glaubte, daß mein Schreibtisch silberfarben wäre und schwebte (Anm: Eigentlich ist er aus Holz und schwarz...) Nach etwa zwei Stunden, in denen wir eigentlich nichts redeten und uns nur unseren Halluzinationen hingaben, hatten wir offenbar ziemlich gleichzeitig da Bedürfnis über die unsere Zukunft und die Zukunft dieser Welt zu reden. Ich redete dabei irgendwann einmal recht ungezwungen über den Tod und das Sterben, was Nicole ziemlich durcheinanderbrachte. Als sie sich wieder beruhigt hatte, erklärte sie mir ihre Ansicht dieser Welt. Ups, das klingt ja ziemlich kaputt, als sie von Kriegen, Menschenschlachten und Paranoia redete. Aber sie hatte recht: Wenn wir Menschen so weitermachen, dann gibt es wirklich bald kein grünes Fleckchen Erde mehr. Eines hatte ich während des Trips gelernt: Meine Freundin besser zu verstehen, ihr zu vertrauen (Vertraut habe ich ihr schon vorher, aber nicht so stark...) und die Bong nicht mitten im Zimmer rumstehen zu lassen, wo sie dann etliche Male umfällt. Nicole meinte später, als wir harmonisch zusammenlagen und ganz offen über Sex redeten (Da gab es wirklich nichs mehr, was uns peinlich war, wir konnten über ALLES reden), daß sie wohl nie damit gerechnet hätte, daß solche Pilze überhaupt hier wachsen. Das war's im großen und ganzen, der Rest ist leider <zensiert>. Aber die Meisten können sich's ja vorstellen ;-)

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gis/\/\o

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