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Fliegenpilz


"Das war ‘ne tolle Idee mit ‘Keine Macht den Drogen’, denn die Meisten waren schon so besoffen,
daß die sich schon nicht mehr spritzen konnten."

Harald Schmidt in seiner Show am 2.Juli 96 über die Feierlichkeiten zur EM auf dem Frankfurter Römer

Namen:

lateinisch: amanita muscaria
alt-indisch: Soma

ein Männlein steht im Walde, ganz still und stummHeimat:

Mitteleuropa, normale Pilzgebiete halt, sollte ja jeder schonmal einen gesehen haben.

Findet man meist in Laub- und Nadelwäldern, Erntezeit so zwischen August und Anfang November.

Wirkstoffe:

Muscimol, Ibotensäure

Historisches:

Die Anwendung des Pilzes ist schon lange Zeit bekannt. Über den gesamten Eurasischen Raum gibt es viele alte Berichte. In Sibieren wurde er als reines Rauschmittel benutzt, in Griechenland war er schon vor 3000 Jahren bei Priestern und Priesterinnen bekannt und beliebt. Im Mittelalter wurde der Pilz von vielen Hexen genutzt, und damit natürlich von der Kirche verboten und verdammt. Das erklärt wohl auch die Abscheu, mit der viele Leute diesem Pilz gegenübertretten und die stark übertriebenen Angaben über seine Giftigkeit.

Wirkung:

Grundsätzlich wird immer ein Übergang in einen Dämmerzustand oder ein Dösen beschrieben, die sehr farbigen Visionen erfährt man meist wie eine Art Traum, aber doch anders. Häufig sind Flugerlebnisse, der Pilz trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Auch eine Sensibilisierung für Geräusche und eine Veränderung der Wahrnehmung von Größenverhältnissen kann festgestellt werden.

Erfahrungsberichte findet Ihr im Buch "Psychoaktive Pflanzen" vom Bert Marco Schuldes. Es werden aber (hoffentlich) auch bald eigene Berichte hier zu finden sein.

Anwendung:

Ich zitiere hier mal aus dem Buch von B. M. Schuldes (übrigens ein großartiges Buch, daß ich Euch nur ans Herz legen kann):

"Die Pilze werden gesammelt und in der Sonne oder im Ofen getrocknet. Die Temperatur darf hierbei, im Gegensatz zur Trocknung psilocybinhaltiger Pilze, auch etwas höher sein. Es sollte nicht mehr als ein mittelgroßer Pilz eingenommen werden, bevor die individuelle Verträglichkeit bekannt ist. Die abgezogenen und getrockneten Huthäute zu rauchen ist eine neuere Methode aus den USA. Auch bei uns wird der getrocknete Fliegenpilz gelegentlich geraucht. Die Konzentration der Inhaltsstoffe schwankt erheblich, durch das Rauchen läßt sich die Wirkung besser steuern. Gelegentlich ist der Wirkstoffgehalt so gering, daß genügend Material selbst von Rauchern nicht mehr inhaliert werden kann. Unangenehme Nebenwirkungen treten beim Rauchen seltener und nur wenig ausgeprägt auf."

"Die im Fliegenpilz enthaltene Ibotensäure wird durch längeres Lagern und/oder Erhitzen (wie Braten oder Trocknen in Heißluft) zu Muscimol dexarboxaliert. Muscimol ist deutlich aktiver und scheint auch besser verträglich zu sein. Über die unangenehmsten Nebenwirkungen wird in der Regel nach dem Genuß frischer, roher Fliegenpilze berichtet."

Das Copyright liegt beim Autor.

Schädlichkeit/Nebenwirkungen:

Es gibt keine genauen Angaben über tödliche Dosen; das was man in der Schule in Heimatkunde gelernt hat oder was im Pilzbuch steht, ist aber meist Blödsinn und geht wohl noch auf eine Zeit der Verdammung des Pilzes als Hexenmittel zurück.

Grundsätzlich wird von der Einnahme von mehr als 3 mittelgroßen Pilzen abgeraten. Überdosen können tödlich sein!

Hauptnebenwirkungen sind Übelkeit, Kotzerei und gelegentlich auch Durchfall. Die Kontrolle über die Motorik geht in manchen Fällen verloren, man sollte also möglichst den Trip im Liegen durchführen. Wie bei jedem intensiven Trip sollte man auch hier mindestens eine Person im nüchteren Zustand dabei haben. Die Visionen können manchmal in Aggression oder Wahnvorstellungen ausarten.

Die Giftinformationszentrale sagt dazu:

"sehr giftig, Todesfälle sind vorgekommen durch verschiedene Gifte (Muskarin, Cholin,Azetylcholin, Bufotenin). Latenzzeit unter 4 Stunden. Schwindel, Koordinationsstörungen, Rausch. Spätfolgen: Schock, Atemlähmung."

Bezug:

Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm.

Legalität:

Achtung, dies ist nur eine Spekulation nach meinem Wissensstand. Nach dem neuen BTMG, daß Anfang 98 in Kraft getretten ist, scheint die Pflanze als solche und deren Besitz/Weitergabe zwar legal zu sein, die Weiterverarbeitung zum Zwecke der Herstellung von Rauschmitteln jedoch strafbar. Wer hierzu genaue Infos besitzt, melde sich bitte!

Quellenangaben:

Psychoaktive Pflanzen von Bert Marco Schuldes, erschienen im Verlag MedienXperimente
Das Kultplatzbuch von Gisela Graichen, Bechtermünz Verlag
Informationen der Giftinformationszentrale
Angaben aus dem Internet

Literatur:

Der Fliegenpilz galt schon in mythologischer Zeit als Ekstasemittel. Auch für den Beserkergang der Wikingischen Männerbünde soll der 'Flugswamp' verantwortlich sein. Die großen Schamanen Sibiriens benutzten den FLIEGENpilz zu Halluzinationen, Delirien und Flugerlebnissen. In der griechischen Mythologie sollen Ambrosia und Nektar dazu gedient haben, den Saft des Fliegenpilzes - 'Nahrung der Götter' - hinunterzuspülen. Die Teilnehmer der Eleusinischen Mysterien hatten "nach Einnahme eines Trankes in der Tiefe der Nacht große Visionen", in denen sie geheimnisvolle Dinge erfuhren, die "neu, erstaunlich und dem rationalen Wissen unzugänglich" waren.

Zusammen mit Bilsenkraut, Tollkirsche, Petersilie, Eisenhut und Stechapfel wurde in den historischen Hexenprozessen auch der Fliegenpilz als Bestandteil der Hexenflugsalbe genannt. In Selbstversuchen haben Ärtze, Chemiker und Volkskundler die halluzinogene Wirkung der 'Zaubersalbe' nachgewiesen. Um die Genitalien, an die Innenseiten der Schenkel und in die Achselhöhlen gerieben, vermittelte sie orgiastische Erlebnisse und 'das Gefühl zu fliegen.'

Quelle: "Das Kultplatzbuch", Gisela Graichen, Bechtermünz Verlag, 1990, Seite 68/69

 

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